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540 Words
03 October 2003
Der Standard
German
(c) 2003, Der Standard. http://www.derstandard.at/
2.AUTOR 3.AUTOR 4.AUTOR 5.AUTOR SONDERSTATUSNEIN
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Eine gelungene Facette der Revival-Kultur: Das L.A.-Quintett Ima Robot macht auf seinem titellosen Debüt einen tiefen Diener vor den Sparks
"Niemand in meinem Bekanntenkreis steht so auf die Strokes wie ich. Zugegebenermaßen kann keiner mit ihnen etwas anfangen, weil alle meinen, das
alles schon einmal gehört zu haben, während es mir gefällt, dass ich das alles schon einmal gehört habe (...)" Dieser Satz stammt aus Nick
Hornbys Textsammlung 31 Songs, und das Phänomen, das er beschreibt, ist wohl jedem Musikfanatiker, der schon länger im führerscheinberechtigten
Alter ist, bereits einmal untergekommen. Nachdem sich die Popmusik abseits von Techno - mit Stilen wie Electro sogar dort - in den vergangenen zehn
Jahren weitgehend als Revival-Kultur ausnimmt, ist man als Verbraucher gewöhnt, mit Referenzen aus einer scheinbar übermächtigen Vergangenheit
konfrontiert zu sein. Ima Robot sind da keine Ausnahme.
Doch während Revivals sich meist nur mit Erkennungsmerkmalen schmücken, die leicht nachzustellen sind, macht es sich dieser Fünfer aus Los Angeles
freiwillig schwer: Die Herren Timmy the Terror, Joey Waronker, Stimme Alex Ebert, Bassmann Justin Meldal Johnson und Keyboarder Oligee vergreifen sich
nämlich an den Sparks. Man könnte noch Vergleiche zu den nervösen Plastik-Frisuren-Wavern von Devo herstellen, aber Devo (Through Being Cool, Pity
You ...) standen ja ihrerseits, Anfang der 80er, bereits im Verdacht, ein musizierender Sparks-Fan-Club zu sein.
Diesem Bezugssystem entsprechend klingt Ima Robot: Harsche Rhythmuswechsel, punkiger Gesang mit Hang zur Operette und labile Tempi kollidieren mit den
schäbigen Glamour verbreitenden Gitarren, während das Keyboard Fäden zwischen den verschiedenen Posten spinnt und programmierte Sounds einen davon
überzeugen, dass man sich im Heute befindet. In Atempausen beweist das Quintett die Fähigkeit, wunderbare Popsongs wie Scream oder Dirty Life zu
schreiben - also wie die Sparks. Zwar mimt Sänger Alex Ebert in Interviews gerne das Unschuldslamm, das weder die Sparks-Brüder Ron und Russell Mael
noch T. Rex oder Devo gekannt haben will. Doch allein der Umstand, dass Joey Waronker für Ima Robot trommelt, lässt Ebert eine lange Nase wachsen.
Waronker kennt man als Drummer von Größen wie R.E.M., den Smashing Pumpkins oder Beck, also Künstlern, deren musikalische Zeitrechnung weiter als
zum Anfang der 80er zurückreicht. Zum anderen ist er der Sohn des Produzenten und legendären Warner Bros.-A & R-Mannes Lenny Waronker, der mit
Künstlern wie Jimi Hendrix, Randy Newman und Dutzenden andern Wichtigkeiten mehr gearbeitet hat, und sein Sohnemann Popmusik wohl mit Mutters Milch
aufgesogen hat.
Ima Robot hätten es gar nicht notwendig, ihre Einflüsse zu verleugnen. Während andere Revival-Acts formal oft nach einer Nummer stagnieren und in
Äußerlichkeiten flüchten, gibt sich der Roboter gar nicht plump, sondern bleibt bis zum Albumende wendig. Sein Habitus erscheint nicht nur als
hohle Geste, sondern überrascht mit Richtungsänderungen, die vorführen, dass man - Revival oder nicht - sich hier einer Sprache bemächtigt hat,
mit der man seine Anliegen überzeugend transportieren kann. Außerdem, wie viele Alben gibt es, die neben Sparks-Werken wie Propaganda oder Big Beat
bestehen können? Nick Hornby kann sich also wieder einmal freuen - und wir uns mit ihm. Karl Fluch
Ima Robot: Same (Virgin). |